WARUM DIE STADTPLANUNG IN WIEN SO SCHLECHT IST: EIN SCHLAGLICHT.
„Die Grundlagen für die … Flächenwidmungs–…pläne wurden … in enger Abstimmung mit den Grundstückseigentümern bzw. Projektentwicklern erarbeitet. Dabei lagen den Flächenwidmungs– …plänen konkrete Bauprojekte der Projektentwickler bzw. Grundstückseigentümer zugrunde.“
Rechnungshofbericht WIEN 2023/6 https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/news_3/Flaechenwidmungsverfahren_der_Stadt_Wien.html
Dieses Vorgehen der MA 18 ist als Beleg dafür anzusehen, dass die Stadtplanung den Namen „Planung“ nicht verdient, sondern eher die Bezeichnung „Adaptierung der Stadt an die Wünsche der Investoren“.
Auch ist damit institutioneller und persönlicher Korruption Tür und Tor geöffnet, wenn – wie im gleichen Rechnungshof-Bericht festgehalten – „die Stadt Wien … bei der Qualität zukünftiger Wohngebiete auch Abschläge in Kauf (nahm).“
Als Scharniere zwischen den Interessen der Investoren und dem Magistrat dienen verschiedene Gutachter und Konsulenten, die zumindest beim Projekt-Beginn von den Investoren beauftragt werden. Im Folgenden ein Beispiel:
Die vielen Rollen des DI Thomas Knoll
1. Der Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung ist ein Gremium zur Unterstützung und Qualitätssicherung der Wiener Stadtplanung, das sich aus ExpertInnen verschiedener Disziplinen zusammensetzt. Hr. DI Thomas Knoll gehörte als Experte für Raumplanung diesem Fachbeirat von 2014-2020 an. Der Flächenwidmungsplan ‚Donaufeld-Ost‘ erlangte 2017 Rechtskraft.
2. Hr. DI Knoll wurde auch Mitglied der Jury jener IBA (Internationale Bauaustellung Wien), die ab 2016 im Auftrag der Stadt Wien steuer-finanziertes Marketing für die Bautätigkeiten in Wien betrieb. Donaufeld-Ost war ein wesentlicher Teil der IBA.
3. Damit nicht genug der Beschäftigung des vielseitigen Hrn. DI Knoll: Seine Firma Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH (Bis Frühjahr 2024 im Alleinbesitz von Hrn. DI Thomas Knoll) – erhielt den Auftrag zur Erstellung des sogenannten Einreichoperates als Basis für den naturschutzrechtlichen Bescheid und damit den Startschuss zur Verbauung von Donaufeld-Ost. Wie bereits im letzten Newsletter berichtet, war die erste Version dieses Operats allerdings deutlich unzulänglich, nachgewiesen durch eine wissenschaftliche Publikation über die streng geschützte Wechselkröte und Meldungen der österr. Gesellschaft für Herpetologie, sowie von den Komitee-Mitgliedern Harald und Michaela eingebrachte Meldungen. Es musste auf Verlangen der MA22 intensiv überarbeitet werden. Ob sich unter den Auftraggebern und -bezahlern auch der Wiener Wohnfonds - also Steuergeld - findet, ist uns noch nicht bekannt.
4. Trotz - oder wegen - der fragwürdigen Qualität (fragwürdig aus Sicht des Naturschutzes, nicht der Bauträger) lohnt sich der Aufwand: DI Knoll bekommt auch den Auftrag zur ökologischen Baubegleitung: Jetzt, wo diese uralte, fruchtbare Donauschwemmlanderde zunichte gemacht wird, kommt er in „unnachahmlicher“ Qualität seiner Aufgabe nach - über den gesamten Zeitraum dieser schrecklichen Verbauung.
5. Der kluge Mann baut vor: Im Einreichoperat und damit der Beschreibung aller naturschutzrechtlichen Maßnahmen, hat Knollconsult für die Zeit nach Fertigstellung (= nach Zerstörung der lebendigen Tier- und Pflanzenwelt) Führungen, Tag-Nachtbeobachtungen usw. vorgesehen, um die Umwelt den Zugezogenen näher zu bringen. Wir nehmen Wetten an, dass auch diese Maßnahmen praktischerweise gleich von Knollconsult bestritten werden sollen.
Sind das Synergien oder doch eher Unvereinbarkeiten und Interessens-Konflikte? Neben dieser Frage beschäftigt uns auch, wie die Auswahlverfahren des Konsortiums (in dem auch der steuer-finanzierte Wohnfonds sitzt), für solche all-in-one (besser: all inclusive ?) Aufträge ablaufen.
Diese personelle Verwobenheiten sind einer der Gründe, warum die Stadt- und Raumplanung in Wien so schlecht ist. Ein anderer Grund ist der Mangel an Bereitschaft, sich mit außerhalb der Fachgebiete und Stadtgrenzen stattfindenden Entwicklungen auseinander zu setzen: Alle Mitglieder des oben erwähnten Fachbeirats haben jedenfalls ihren beruflichen Sitz in Wien und fast alle sind Techniker … Wenn der Planungsdirektor Madreiter sagt, dass die Betonierung des Donaufelds alternativ-los ist, sagen wir: Zur derzeit bestehenden Stadtplanung gibt es etliche Alternativen.
Anregungen dazu auf freiesdonaufeld.at
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